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Castell de Bellver auf Mallorca

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08/08/2020

Castell de Bellver

Castell de Bellver: Die Burg über Palma hat eine bewegte Geschichte

Mallorca war schon vor Tausenden Jahren häufig Ziel von Eroberungsversuchen

Aufgrund ihrer geografisch wie strategisch so günstigen, jedoch auch exponierten Lage im Zentrum des westlichen Mittelmeers waren die Balearen und insbesondere Mallorca als deren größte Insel schon seit der Beginn der Besiedlung vor etwa 6.000 bis 8.000 Jahren über lange Zeit und noch bis zum Spanischen Bürgerkrieg zwischen 1936 und 1939 häufig begehrtes Ziel von Belagerungen und Eroberungen. Zur Abwehr und Verteidigung gegen die unzähligen Raubüberfälle durch Piraten, Freibeuter und Seeräuber sowie Invasionen durch militärische Mächte errichteten bereits die Ureinwohner der sog. Talayot-Kultur vor gut 3.000 Jahren zahlreiche Wehrtürme („Talayots“) und andere massiv befestigte Bauten wie die „Naviformes“ mit hufeisenförmigem Grundriss in der typischen Großsteinbauweise vorrangig entlang der über 550 Kilometer langen Küste. Während die auf ganz Mallorca zu findenden Festungen aus der Bronze- und Eisenzeit heutzutage durchgehend nur noch als Ruinen erhalten sind, befinden sich die mallorquinischen Burgen und Forts aus dem 9. bis 19. Jahrhundert zumeist noch annähernd im Originalzustand. Als interessante historische Ausflugsziele ziehen diese oft majestätisch über Städten und Gemeinden thronenden und vielerorts schon von weitem gut sichtbaren Bauwerke alljährlich Tausende von Besuchern und Urlaubern in Fincas und Ferienhäusern auf Mallorca an.

Beliebte Fincas in der Nähe von Palma

Die Burgen auf Mallorca waren oft Keimzellen der rund um sie entstandenen Städte

Die ältesten und bis heute noch in ihrer ursprünglichen Form auf Mallorca existierenden Burgen, Festungen und Wehrbauten stammen zumeist noch aus der Zeit der arabischen bzw. maurischen Herrschaft über die Balearen im Mittelalter vom 10. bis 13. Jahrhundert. Häufig wurden diese Bauwerke auf bereits lange Zeit bestehenden Fundamenten deutlich älteren Datums oder als Anbauten und Erweiterungen militärischer Anlagen errichtet. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist etwa die Ruine der Felsenburg Castell d’Alaró unterhalb des gleichnamigen Berges und in der ebenso benannten Gemeinde in der westlich gelegenen Comarca Raiguer, die schon von den Römern ausgebaut und vom 13. bis 18. Jahrhundert von diversen Armeen und Machthabern genutzt wurde. Die sehenswerte Anlage ist auch eine Station des 150 Kilometer langen Fernwanderwegs GR 221 (Gran Recorregut/Gran Recorrido 221) sowie Ziel einer traditionsreichen Wallfahrt jedes Jahr am 8. September. Weitere berühmte und für Besichtigungen im Mallorca-Urlaub empfehlenswerte, aber erst später erbaute Burgen sind etwa das Castell de Capdepera im äußersten Nordosten der Comarca Llevant und der königliche Stadtpalast Palacio Real de La Almudaina in der Hauptstadt Palma de Mallorca jeweils aus dem frühen 14. Jahrhundert sowie das Castillo de Cabrera aus dem 15. Jahrhundert auf der Palma vorgelagerten Ziegeninsel. Gleiches gilt für das ebenfalls schon von Römern und Mauren genutzte Castillo del Rey auf dem Gebiet der Gemeinde Pollença in der Comarca Serra de Tramuntana, welches jedoch im 18. Jahrhundert endgültig als Festung aufgegeben wurde und sich aktuell als nicht für die Allgemeinheit zugängliche Ruine in Privatbesitz befindet.

Als architektonische Attraktionen verteilen sich die Festungen über die ganze Insel

Einen ebenfalls guten Ruf als sehenswertes Ausflugsziel für einen Tagestrip während der Mallorca-Ferien genießt auch die ehemalige arabische Wehranlage Almudaina d’Artà aus der Zeit vor dem 10. Jahrhundert am Westufer der gleichnamigen Halbinsel im Norden Mallorcas, auf deren Areal seit 1832 die Wallfahrtskirche Sant Salvador steht. Gerne von Gästen der Fincas und Ferienhäuser der Umgebung besucht und besichtigt werden auch die Felsenburg Castell de Santueri aus dem 14. Jahrhundert auf dem Gemeindegebiet von Felanitx in der südöstlichen Comarca Migjorn und das erst von 1855 bis 1867 errichtete Castillo de Bendinat zwischen den Ortschaften Bendinat und Serra de na Burguesa im Gemeindebezirk Calvià im Südwesten der Comarca Serra de Tramuntana. Zwei der mit Abstand auch international bekanntesten und ganzjährig meistbesuchten Burgen der Insel liegen allerdings an zentralen und einfach erreichbaren Orten in der Hauptstadt Palma de Mallorca und sind als Fotomotive sowie Besichtigungsobjekte für unvergessliche Ausflüge während der Ferien in Fincas und Ferienhäusern auf Mallorca voll und ganz zu empfehlen. Unübersehbar an der Bucht Cala de Portopí westlich der heutigen Hafenanlagen an der Carretera al Dic del l’Oest sowie in der Nachbarschaft des gleichermaßen imposanten Wehrturms Torre de Senyals aus dem 13. Jahrhundert gelegen, wurde auf Anordnung des damaligen spanischen Königs Philipp III. von 1608 bis 1612 die Festung Fortalesa de Sant Carles erbaut. 1662/3 erhielt die weitläufige Anlage ihre rechteckige Befestigungsmauer, seit 1890 beherbergt sie eine Kanonenbatterie, ab 1936 kerkerten hier die franquistischen Aufständischen republikanische Gefangene ein. Nach dem Ende als Militärgefängnis bis 1980 und Umbauten residiert hier seit 1991 das Museo del Castillo de San Carlos mit Exponaten zur langen, bewegten und ereignisreichen Geschichte der spanischen Armee.

Die Burg des schönen Blickes in Palma ist ein für Europa einzigartiges Bauwerk

Lediglich rund drei Kilometer in nördlicher Richtung entfernt liegt mit der im gotischen und romanischen Stil zwischen 1300 und 1309 im Auftrag von König Jakob II. von Mallorca errichteten Festung Castell de Bellver eine aufgrund ihrer einzigartigen kreisrunden Form nicht nur für die Insel, sondern für ganz Spanien und sogar Europa einzigartige Burg. Der beeindruckende Komplex an der Carrer Camilo José Cela westlich der Innenstadt und des zentralen Viertels El Terreno ist von dem nach ihm benannten Wald- und Wandergebiet „Bosque de Bellver“ umgeben und bietet wahrhaft fantastische Fernsicht über Palma, die Küste und das Mittelmeer. Ausgestattet mit einem umliegenden, vier Meter breiten Graben sowie insgesamt vier Türmen, von denen der höchste Torre de l’Homenatge außerhalb der Burgmauer liegt und als Brücke und Eingang der Anlage dient, strahlt der Bau mit dem so passenden wie bezeichnenden Namen „schöner Blick“ von außen sofort ausgesprochen ausgeprägte Verschlossenheit und Wehraftigkeit aus. Ganz anders und kontrastreich zur abweisenden Fassade zeigt sich das Bauwerk im Inneren mit seinen fast schon filigranen Loggien samt ebensolchen Säulen im Innenhof architektonisch nahezu kreativ verspielt. In der einschlägigen Forschung gilt vor allem die über 2.000 Jahre alte und ebenso runde bzw. kreisförmig konstruierte Festungs- und Palastanlage Herodium (Dschabal al-Furaidis) bei Jerusalem im Westjordanland als architektonisches Vorbild für das Castell de Bellver in Palma de Mallorca.

Die Steine für die Burg wurden auch aus weit entfernten Regionen der Insel geholt

Im Laufe der Zeit und aufgrund des nachträglichen Einbaus schwerer sowie großkalibriger Artillerie mit viel Platzbedarf verschwanden nach und nach die Zinnen auf der Burgmauer und an den Türmen. Für die effektivere Verteidigung der Anlage wurden außerdem viele Schießscharten in die Wallanlage eingefügt. Im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges zwischen 1701 und 1714 erhielt die Festung 1713 auch eine überdachte Balustrade. Die Baumaterialien für die Burg kamen aus einem Steinbruch unterhalb der Anlage sowie aus der Bucht von Portals Vells bei Calviá und Santanyí unweit des Cap de ses Salines als die südlichste Stelle Mallorcas. Als leitender Bauherr wurde Pere Salvà engagiert, der außer bei einigen weiteren Bauten für König Jakob II. von Mallorca auch beim Bau des weiter oben bereits erwähnten Palacio Real de La Almudaina maßgeblich beteiligt war. Im 14. Jahrhundert residierten hier die Könige Sancho „der Friedliche“, Jakob III. „der Kühne“ von Mallorca und Johann I. „der Jäger“ von Aragón, der 1394 vor der in Spanien zu dieser Zeit grassierenden Pest hier her floh. Schwere Angriffe war die Burg vor allem in den Jahren 1343 und 1391 sowie 1521 im Verlauf des Krieges zwischen den Königreichen Mallorca und Valencia ausgesetzt. Ebenfalls im 14. Jahrhundert wurde die Festung als Gefängnis für die Witwe und Kinder des in der Schlacht um Llucmajor von 1349 besiegten Jakob III. sowie später auch für Gefangene beider Parteien im Spanischen Erbfolgekrieg im frühen 18. Jahrhundert genutzt.

Castell de Bellver
Aussicht auf Palma von der Castell de Bellver

Lange Zeit weckte Castell de Bellver bei den Einheimischen ungute Erinnerungen

Auch noch im Spanischen Unabhängigkeitskrieg von 1807 bis 1814 waren die zahlreichen Zellen der Burg mit vielen französischen Kriegsgefangenen aus der Schlacht bei Bailén von 1808 belegt. Einer der berühmtesten politischen Häftlinge dieser Epoche war der hier von 1802 bis 1808 eingesperrte spanische Dichter, Staatsmann und Schriftsteller Gaspar Melchor de Jovellanos (1744-1811), welcher der Nachwelt die ersten ausführlichen und anschaulichen schriftlichen Zeugnisse über die Burg Castell de Bellver hinterließ. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren viele weitere prominente und den jeweiligen spanischen Monarchen aus unterschiedlichsten Gründen unliebsame Persönlichkeiten über teils auch längere Zeiträume inhaftiert oder wurden gar hier hingerichtet. Zu dieser illusteren Riege zählten der französische Astronom und Politiker Dominique François Jean Arago (1786-1853) und der irisch-spanische Militär und Politiker Luis Roberto de Lacy y Gautier (1775-1817) sowie der Reformer Joan Coll Crespí, der Journalist Valentín Almiralla (1841-1904) und der General Arsenio Martínez-Campos Antón (1831-1900). Kurz vor der Ausrufung der Zweiten Spanischen Republik im Jahr 1931 sollte die Burg unter Regie der Stadtregierung von Palma zum Museum für antike Kunst werden. Diese Pläne wurden jedoch mit dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs 1936 schnell Makulatur, als die Anlage erneut zum Gefängnis für republikanische Häftlinge wurde, welche auch die Zugangsstraße zur Burg in Zwangsarbeit anlegen mussten. Damals wurden hier auch der spanisch-uruguayische sozialistische Politiker Alexandre Jaume (1879-1937) und der in Palma gebürtige Arzt und Intellektuelle Emili Darder i Cànaves (1895-1937) von den faschistischen Truppen Francos erschossen.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Burg auch ein kultureller Publikumsmagnet

Die Wandlung von Castell de Bellver vom Symbol der Schreckensherrschaft zum speziell auch bei Gästen von Fincas und Ferienhäusern auf Mallorca beliebten und viel besuchten Ausflugsziel begann schließlich ab 1947, als die Anlage immer mehr für kulturelle Zwecke umgewidmet wurde. Seit 1976 hat hier das Museum zur Stadtgeschichte Palmas (Museo de Historia de la Ciudad de Palma) seinen Sitz. Zu den pracht- und wertvollsten Stücken der Dauerausstellung gehören ohne Zweifel diejenigen aus der umfangreichen Sammlung des mallorquinischen Erzbischofs und Kardinals Antonio Despuig y Dameto (1745-1813). Der hochrangige Geistliche, dessen Gebeine seit 1993 in Palma de Mallorca ruhen, hatte zu seinen Lebzeiten sowie seiner Amtszeit zwischen 1803 und 1810 unter Papst Pius VII. zahlreiche Kunstschätze in ganz Italien gesammelt, welche 1923 von der Stadtregierung Palmas erworben worden waren und heute den Grundstock des ganzjährig geöffneten und populären Museums im Castell de Bellver bilden. Als eines der Wahrzeichen der Stadt ist die Burg auch regelmäßig Schauplatz offizieller Empfänge und Events sowie religiöser Zeremonien. So ist die Anlage immer am ersten Sonntag nach Ostern der Treffpunkt vieler gläubiger „Palmesanos“, die sich um die Burg sowie im angrenzenden Wald versammeln, um dort den traditionellen Tag des Schutzengels (Día del Ángel Custodio bzw. Diumenge de l’Àngel) feierlich zu begehen.

Hauptkategorie: Sehenswürdigkeiten
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